Ein Rad greift ins andere

4. Februar 2021

LEADER-Vorstudie zur Errichtung eines E-Bike-Verleihsystems in ländlichen Kommunen in Wittgenstein sowie Schmallenberg und Winterberg 

Fahrradfahren hält fit, ist umweltfreundlich und zugleich auch eine effiziente Art der Fortbewegung. In den vergangenen Jahren sind viele auf ein eBike umgestiegen, denn Radfahren mit elektrischem Antrieb sorgt gerade in Mittelgebirgsregionen für neuen Fahrspaß. Diesem Trend folgte die LEADER-Region Wittgenstein mit ihrem Projekt zum Ausbau von E-Bike-Verleihangeboten in Kooperation mit den benachbarten LEADER-Regionen „4 Mitten im Sauerland“ und „Hochsauerland“. „Das ist natürlich ein komplexes, aber auch ein sehr spannendes Thema“, sagt Holger Saßmannshausen, Vorsitzender der LAG-Region Wittgenstein, die das Projekt beantragt und die durchgeführt hat. „Die Ergebnisse der Vorstudie sind ein wichtiger Beitrag zum Ausbau eines nachhaltigen Mobilitätskonzepts in unserer Region.“

Pedelec-Fahrer kommen weit herum, wenn sie unterwegs sind. Dank der Motorunterstützung ist ihr Radius weitaus größer als bei denjenigen, die aus reiner Muskelkraft ihr Rad auf Touren bringen. Gern radeln sie auch über die Stadtgrenzen hinaus. Aus diesem Grund wurde die Projektregion groß gefasst: Die Vor-studie zur Einrichtung eines eBike-Verleihsystem bezieht sich auf die Region Wittgenstein mit Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück sowie das Schmallenberger Sauerland und Winterberger Sauerland. Kooperationspartner waren dabei die Kommunen und die touristischen Leistungsträger.

Das zentrale Ziel kurz zusammengefasst: Über ein einheitliches Verleihsystem soll ein eBike-Angebot Gästen bzw. Einheimischen für die gesamte Region zur Verfügung gestellt werden. Mit den verschiedenen Stationen können Fahrräder flexibel und zeitlich unabhängig von den Öffnungszeiten von Servicestellen ausgeliehen und zurückgebracht werden. Durch verstärkte Netzwerkbildung zwischen Betrieben und Initiativen soll die Region insgesamt als eBike-Destination bekannter werden.

Mit der Erarbeitung der Studie beauftragte die LAG das Büro für Stadt- und Verkehrsplanung (BSV) Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH, Aachen in Arbeitsgemeinschaft mit dem Büro raumkom – Institut für Raumentwicklung und Kommunikation, Trier. Projektverantwortliche war Dr.-Ing. Katja Engelen (BSV). Unter ihrer Regie wurden von Dezember 2019 bis August 2020 fünf öffentliche Workshops durchgeführt. Thematisiert wurden dabei auch schwierige Rahmenbedingungen wie den bundesweit stagnierenden Markt des Fahrradverleihs, die schwer erreichbare Wirtschaftlichkeit des Betriebs sowie stark unterschiedliche kommunale Ausgangsbedingungen für ein flächendeckendes einheitliches System. Dem gegenüber stützt sich die Vorstudie aber auf positive Aspekte zugunsten von Umwelt, Gesundheit, regionaler Wertschöpfung und Synergien beim Infrastrukturaufbau.

Im Ergebnis steht ein 10-Punkte-Programm für das weitere Vorgehen:

  1. Aufstellung kommunaler Radverkehrskonzepte als eine Grundlage für nachhaltige Radverkehrsentwicklung (touristische und alltagbezogene Nutzungen) und die mögliche Verknüpfung mit Radverkehrskonzepten auf regionaler Ebene, z. B. Radverkehrskonzept des Kreises Siegen-Wittgenstein
  2. Erarbeitung von touristischen Radrouten mit Erlebnisfaktor
  3. Nutzungsmöglichkeiten von Wirtschaftswegen als Radverkehrsverbindungen abklären und realisieren
  4. Fahrradboxen nicht nur für Dauermieter anbieten
  5. Überprüfung der Einbindungsmöglichkeiten von Fahrradbussen
  6. ADFC-Zertifizierung RadReiseRegion
  7. Informationen über vorhandene Fahrradverleihangebote in der Projektregion bereitstellen, u.a. über die Homepages des Tourismus, Social-Media-Kanäle oder städtische Homepages
  8. Interesse an betrieblichem Mobilitätsmanagement in der Projektregion identifizieren
  9. Interesse der Hotellerie an einer Einrichtung und Teilnahme an einem E-Bike-Verleihsystem abfragen
  10. Fördermöglichkeiten zur Optimierung der Radverkehrsinfrastruktur nutzen

„Diese Handlungsempfehlungen können nun als Arbeitsgrundlage für die Weiterentwicklung der Projektidee genutzt werden“, erläutert Holger Saßmannshausen. „Es freut uns, dass die LEADER-Region das Projekt in Kooperation mit den Nachbarstädten breit aufstellen und interkommunal verknüpfen konnte.“ Die Kosten für die Vorstudie belaufen sich auf knapp 36.000 Euro; 65 Prozent der Summe wurde durch LEADER gefördert, den Eigenanteil übernahmen die beteiligten Kommunen, die das Projekt gemeinsam getragen haben. Zum Abschluss verständigten die Teilnehmer sich darauf, gemeinsam mit weiteren Beteiligten mögliche, regionale Maßnahmen des Ausbaus von Infrastruktur und Angeboten für das touristische und alltagsbezogene Radfahren zu prüfen und zu konkretisieren.